Eine Heiligenlegende aus dem späten 17. Jahrhundert:"

DAS LEBEN DER HEILIGEN FRAUEN IDA. 

“Der siebende Tag im September." von Dionysius von Luxemburg


Der Benediktinermönch Uffing des Klosters Werden verfaßteum 980 die "Vita Sanctae Idae". Die im Pfarrarchiv von Herzfeld befindliche Abschrift des 12. Jahrhunderts wurde 1926von August Ahlke aus Beckum in den "Heimatblättern für denHeimatbund des Kreises Beckum" (Beilage zur Glocke undBeckumer Volkszeitung ), 1926, Nr. 1-3 veröffentlicht. DerText wurde 1980 in der "Festschrift zur tausendjährigenWiederkehr der Heiligsprechung der heiligen Ida von Herzfeld980-1980" auf S. 9-25 unter dem Titel "Das Leben und dieWunder der heiligen Ida von Herzfeld" erneut publiziert-Jürgen Kemper hat in einem weiteren Bericht "Das Leben derheiligen Ida von Herzfeld im Spannungsfeld von Christianisierung und fränkischer Politik in SachsenӾ S. 43-52, dasLeben der Heiligen Ida von Herzfeld anhand von Aussagen derVita Sanctae Idae beleuchtet.Der Bericht von Jürgen Kemper wie auch die nachfolgendenBerichte von Franz-Josef Jakobi "Zur Frage der Nachkommender heiligen Ida...“, (S. 53-63), von Gabriele Isenberg "DieAusgrabungen in der St.-Ida-Kirche in Herzfeld" (S. 73-85),von Siegfried Schmieder "Herzfeld - Liesborn - Werden"(S. 137-144) u. a., enthalten umfangreiche LiteraturhinweiseQuellen und Anmerkungen zum Schrifttum über das Leben derhl. Ida und ihres sächsischen Gemahls Egbert. Durch Zufallentdeckte ich in der 1684 erschienenen "Neue Legend der Heiligen" auf S. 850-853 "Der sibende Tag im September. Das Leben der heiligen Frauen Idâ."

Der Verfasser dieser, auch „Goldene Legende" genannten Heiligenlegende ist der um 1652 in Luxemburg geborene, seit 1669 als Kapuzinermönch GenannteDionysius von Luxemburg, der als Guardian des Cochemer Konvents am 11. Februar 1703 starb.Dionysius von Luxemburg schildert im Stil seiner Zeit diehl. Ida aus gräflichem Geschlecht, die "zu den Zeiten, alsder Kayser Carolus Magnus wider die Sachsen kriegete, erkranckte ihm sein fürnehmster General Egbertus genannt...ware des Graffen Tochter die Heil. Ida die allertreueste,ud fleißigste, welche wegen des großen Mitleydens, so Siegegendem Krancken truge, Tag und Nacht bei ihm sasse..."


Dionysisus schildert die Tugend und Treue der Jungfrau Ida, die dem Kranken so gefiel, dass er sich entschloss, den Kaiser bei einem Krankenbesuch zu bitten, die Heirat bewilligen und auch bei den Eltern vorzusprechen, wobei der Kaiser „wiewohlen Egbertus sehr reich seye, er ihm dannoch vile ligende Güter und Geschenck verehren, auch ihne zum Gubernator der Sachsen, so zwischen dem Rhein, und der Weser wohneten, bestättigen woltet“

"Wiewohl die Elteren nur dise eintzige Tochter zu ihrem Trost hatten, dennoch dem Kayser zu Lieb, versprechen sie selbige dem General, die Hochzeit wurde prächtig gehalten, und nach selbiger führte der General seine Braut mit sich in sein Vatterland...Unter Weegs, ala sie in einem Wald eine schöne Wisen, Hertzfeld genannt, antraffen, schlugen sie allda ihre Zelten auf, und nahmen allde ihre Nacht=Ruhe.

Unterdessen da alle schlieffen, und die H. Ida nach verrichtetem Gebett sich auch nidergelegt hatte, erschine ihr ein Engel, welcher ihr vil die schönste Lehren gabe, und zu End derselben hinzusetzte: Nimm diesen Orth in Obacht, und baue einmahl eine Kirchen darauf, in welcher du GOTT ruhig dienen, und nach deinem Todt sambt deinem Mann sollest begraben werden."

“...Nicht lang darnach bauete sie eine schöne Kirchen von ausgehauenen Steinen dahin, und liesse sie zu Ehren der Mutter GOTTES, und St. Germani einweyhen..."

"...Nach dessen (Egberts) Todt liesse sie an gemalte Kirch gegen Mittag ein kleines Einsidlers Häußlein bauen, aus welchem sie durch ein Fensterlein auf den Altar sehen konte, in welches sie ihren Eheherrn liesse begraben, und ihre Wohnung darin nahme„ Ihren Todten=Sarg liesse sie aus Marmelstein ausbauen, in ihr Häußlein stellen, und alle Tag zweymahl mit lauter Allmosen anfüllen, welches sie täglich Vor= und Nachmittag den zulauffenden Armen, wan sie zuvor in der Kirchen gebettet hatten, freudig austheilte."

"... Sie hatte einen Beicht=Vatter Bergerus genant, welcher alle ihre Heimlichkeiten wußte, und was zur Auferbauung des Volcks dienete, auch gewisen frommen Leuthen offenbar machte
Von ihr spricht ihre Legend also: die gantze übrige Zeit ihr Lebens, welche die heilige Ida in ihrem Häußlein zugebracht, hat sie sich so gar ausgemärglet, daß mans nit genug glauben, vil weniger ihr nachfolgen kan...Ich finde auch nicht beschriben, wie lang sie in diesem Häußlein gewohnt, noch wie lang sie auf Erden gelebt habe...“5ie Starbe endlich seeliglich den 4. September, um das Jahr Christi 800, und wurde in einen marmelsteinernen Sarg in ihrem Häußlein begraben.

Bey ihrem H. Grab geschehen vil Wunderzeichen, und dardurch wurde ihre große Heiligkeit erkant, und ihr Grab fleißig besuchet, und verehret."

Nachmahls, als diser Orth an andere Erben kame, welche schlechten GOTTES=Dienst in selbiger Kirche halten liessen, da hörten die Mirackel auf, und St.Ida wurde nicht mehr geehret noch geachtet. Damahl starbe ein Kindlein etliche Täg nach der Tauff, und weil dann selbiges dem vornehmen Graffen Ludolpho zugehörte, darum liesse er es in das Grab der seligen Ida begraben.
Am folgenden Tag aber wurde das Kindlein vor der Thür des selbigen Häußleins gefunden. Sie begrabten es widerumb in gemeldtes Grab; es wurde aber am anderen, wie auch am dritten Tag in einem Winckel des Häußleins gefunden.. Aus diser Geschicht erkanten alle die grosse Heiligkeit der seeligen Ida, und fingen wider an selbige fleißig zu verehren.

Nach disem ware Wunder zu sehen, wie der schwäre marmelsteinene Sarg, darinn St. Ida lage, jährlich sich selbsten mehr und mehr erhebete, und endlich gar über die Erd stellte.

Worüber sich alle Menschen verwunderten, und erkanten daraus, daß der heiligen Ida Leichnam wolte erhebet seyn. Alsdann kam der Bischoff von Münster in Westphalen, in dessen Bischthum selbige Kirchen gelegen ist; eröffnete den marmelsteinernen Sarg, und verspürte solchen süssen Geruch, dardurch alle Gegenwärtige erquicket wurden. Er küßte die heiligen Gebeiner andächtiglich, legte sie in einen kostbaren Kasten, truge sie in einer Proceßion aus dem Häußlein in die Kirchen, und stelte sie auf den Chor=Altar; wo dann vile Mirackel geschehen seynd."

Hier endet die legendäre Lebensbeschreibung der heiligen Ida und ihres Gemahls Egbert. Die in der Vita sanctae Idae von Uffing erzählten Wunderheilungen werden von Dionysius im letzten Halbsatz seiner Legende mit den Worten "wo den vile Mirackel geschehen seynd" zusammengefasst; nur die Hebung des Sarges von Ida aus der Erde, die Öffnung des Sarges und die Übertragung der Gebeine in die Kirche durch den Bischof von Münster werden kurz geschildert.