Wahrscheinlich hat Dionysius von Luxemburg aus dem reichen Legendenschatz des Dominikaners und späteren Erzbischofs Von Genua Jacobus de Voragine geschöpft, der zwischen 1263 und 1273 die "Legenda aurea" in lateinischer Sprache niederschrieb. Nur so ist die große Anzahl von Legenden aus der Zeit des frühen Christentums zu erklären, die sich in der "Neuen Legend der Heiligen" des Dionysius finden, jedoch hat Dionysius auch neue Legenden der Heiligen des Mittelalters in seine Legendensammlung eingefügt. Dies gilt insbesondere für Heilige der franziskanischen und anderer Orden und dabei auch in einigen Fällen die Quellen genannt.
So ist unter dem 18. Mai "Das Leben des seeligen Bruder Felicis von Cantalico, Capuciner=0rdens" geschildert und auf die "Annales Capucinorum" verwiesen; 1am "vierdte Tag im October. Das Leben des Heil. Seraphischen Vatters Francisci, Stiffter des Ordens der Minderen Brüderen" auf mehr als elf Seiten erzählt und auf die "Chronicis Minorum parte p. 3. verwiesen.

Es stellt sich die Frage, ob die Legende der heiligen Ida bereits von Jacobus de Voragine in seiner Goldenen Legende Mitte des 13. Jahrhunderts geschrieben wurde oder ob Dionysius von Luxemburg Ende des 17. Jahrhunderts aus der Vita Sanctae Idae des Benediktinermönches Uffing von 980 bzw; des Mönches Johannes Cincinnius, der zwischen 1517 und 1522 den "Libellus sermocinalis de vita et sancta conversatione b. Idae" dem Herzfelder Pfarrer Heinrich Ostmöllen aus Ahlen (1501-1528) widmete, als Quellen benutzte.

Bei der stıchprobenweısen Durchsicht der 365 Legenden auf 1288 Seiten fallen immer wieder Hinweise auf die Nutzung weiterer Quellen auf, die in einer gesonderten Zeile am Schlusse der Legenden stehen, wie z. B. Surius ad dıem..."; weniger "Baronio ad Annos Gregor Turon, lib....; Henschenius ad dlem…; und Papebrochius...".

In der Legende der heiligen Ida berlchtet Dlonyslus "S16 starbe endlich seeliglich den 4. September, um das Jahr Christi 800…“, in der letzten Zeile der Seite 852 „Surius ad diem VII. Septembris“; diesen Tag nimmt Dionysus als Gedenktag der heiligen Ida…

Die Aussage Dionysius "...Nicht lang darnach bauete sie eine schöne Kirchen von ausgehauenen Steinen dahin, und liesse sie zu Ehren der Mutter GOTTES, und St. Germani einweyhen." Unter dem 28. Mai ist die Legende "Das Leben des Heil, Bischoffs und Beichtigers Germani" geschildert. Darin wird berichtet, dass Germanus zunächst Abt von St. Symphorian in seiner Heimatstadt Autun war, dann durch Gildebertus (= Childerich I.) zu dessen Erzkaplan und Bischof von Paris berufen wurde.

Nach einem asketischen Leben starb Germanus“ im Jahr Christi 578, im achzigsten Jahr seines Alters seelig im Herrn..." und wurde in der Kirche des hl. Vincentus begraben. König Pippin, (* 776, t 810) der zweite Sohn Kaiser Karls d. Gr. und Enkel des von Papst Stephan III. geweihten Frankenkönigs Pippin I. ließ die Gebeine des Bischofs Germanus in die von ihm gegründete Turmkirche der Abtei St.-Germain-des-Pres im Beisein von Bischöfen und Fürsten überführen.

Ida von Herzfeld war eine Altersgenossin dieses König Pippin und die Weihe der ersten Kirche von Herzfeld auf das (2.) Patronat des zur Ehre der Altäre erhobenen hl. Germanus war gewiss kein Zufall; es zeigt die Verbindung Idas zum fränkischen Königshof. Es stellt sich die Frage, ob bei der Einweihung der Kirche in Herzfeld Reliquien des hl. Germanus nach Herzfeld kamen. Da jedoch das Patronat des hl. Germanus bereits im 14. Jahrhundert durch das Ida-Patronat im öffentlichen Bewußtsein verdrängt wurde, muss diese Vermutung ungeklärt bleiben.

Eine weitere Verbindung zwischen Herzfeld und Paris ergibt sich aus der Herkunft des steinernen Sarges der hl. Ida. Bei Dionysius heißt es; "Ihren Todten=Sarg ließ sie aus Marmelstein aushauen". Pfarrer Franz Leifert hat in der 1859 verfassten Lebensgeschichte der heiligen Ida den nach dem Urteil von Sachkundigen aus Pariser Kalkstein gehauenen Sarg persönlich verdmessen und selbst noch Teile des steinernen Deckels gesehen, der 1591 und 1634 durch plündernde Soldaten zerschlagen wurde.

Damals wurde auch die hölzerne Grabtumba, die als Hülle für den steinernen Sarkophag der Heiligen zerstört. Im Jahre 1673 ließ der Herzfelder Pfarrer F. Wilhelmus zur Wagen eine hölzerne, bemalte, lebensgroße Figur der heiligen Ida, zu ihren Füßen der Hirsch und in ihren Händen das Modell der alte, im Jahre 1900 abgerissenen Kirche, herstellen. Am Kopfende der Tumba ragt eine hohe Wappentafel empor; sie trägt das Wappen der Karolinger mit den fünf goldenen Lilien.

Die Inschrift bezeichnet die heilige Ida aus dem Haus des König Pippin stammen:
“S. IDA PIPINE SANGUINE CLARA".

Ida-Rast
Ida - Rast
worunter sich früher der Steinsarg befand, 1512, 1672 etc. erwähnt


In:
St. Ida-Buch Festgabe zum 1100jährigen Jubiläum vom Todestage der heiligen Ida in Herzfeld,
von Joseph Herold, 1925, (Abb. S. 38, Text S. 39)