EINLEITUNG

Bevor wir uns mit der Geschichte unseres Dorfes befassen, wollen wir seine geografische Lage und seine Bewohner betrachten.
Wenn wir in den 20-er oder 30-er Jahren als Kinder einen Schulaufsatz über unser Dorf schreiben mußten, dann sah dieser ungefähr so aus:

"Schoneberg liegt im Herzen Westfalens zwischen Lippe und Ahse. Im Westen grenzt es an Hovestadt und im Osten an Ostinghausen und Eickelborn. Es hat eine Größe von 6 Quadratkilometern mit rd. 500 Einwohnern.
Wir haben im Dorf eine Kapelle und eine zweiklassige Schule. Kirchlich gehören wir zur Pfarrei Ostinghausen.
Schoneberg hat fruchtbare Felder und Wiesen. Deshalb sind Ackerbau und Viehzucht die Haupteinnahmequellen.
Es gibt aber auch einige Handwerker, wie z. B. Schreiner, Stellmacher, Maurer, Zimmerer, Schuhmacher, Schneider, Bäcker, Schmied und Schlosser.

Zwei Gaststätten, - eine im Dorf und eine in der Heide -, laden zum geselligen Leben ein. In der Heide ist auch eine Kegelbahn.
Zwei kleine Geschäfte versorgen uns mit Kolonial- und Kurzwaren. Andere Dinge, wie Schuhe, Bekleidung usw. müssen wir in Hovestadt, Herzfeld oder Soest kaufen.
Wir haben auch eine Schützenbruderschaft. Sie besteht schon seit 1837. Einmal im Jahr wird Schützenfest gefeiert. Darauf freuen wir uns das ganze Jahr.
Von unseren Eltern bekommen wir für die zwei Tage 50 Pfennige Schützenfestgeld. Wenn wir fleißig und sparsam waren, erhalten wir manchmal ein paar Groschen mehr."

Soweit unser Aufsatz ......
 

                               LAND UND LEUTE

Die Lage unseres Dorfes ist sehr schön und abwechslungsreich:  Fruchtbare Felder, saftige Wiesen, Heide und kleine Wälder beleben die Landschaft.

Fragt man danach, woher der Name Schoneberg kommt, vermuten viele, es sei eine Ableitung von "schön(er) Berg". Wenn wir die Schönheit der Landschaft und die dünenartigen Anhöhen als Berge ansehen, könnte diese Vermutung stimmen.

Tatsache ist, daß der Höhenunterschied zwischen den Lippewiesen und der Landwehr immerhin fast 20 m beträgt.

Wie schön die Landschaft ist, erfährt man bei einer Wanderung an klaren Tagen von Ostinghausen über die Landwehr nach Schoneberg. Wer ist da noch nicht stehengeblieben, um den herrlichen Rundblick zu genießen:

Vor uns liegt das Dorf Schoneberg. Rechts davon blicken wir auf das Lippetal und bis weit ins Münsterland. Die Beckumer Berge und die Kirchtürme von Herzfeld und Stromberg sind nicht zu übersehen. Links erhebt sich, oft zum Greifen nahe, der Haarstrang mit seinen Dörfern. Zu gewissen Jahreszeiten liegt alles vor uns wie ein bunter Teppich. Wer möchte daran achtlos vorübergehen ?

Wenn wir aber weiter in die Schoneberger Heide wandern, bekommen wir einen ganz anderen Eindruck. Hier lassen wir für die Beschreibung berufene Naturfreunde sprechen.

Kein geringerer als der gebürtige Soester Maler Otto Modersohn wußte die Landschaft so zu schätzen, daß er einem Freund gegenüber ins Schwärmen kam. Er erzählte ihm von einer Gegend an der Lippe, unweit von Hovestadt. Gemeint war die Schoneberger Heide. Modersohn kannte sie von manchen Ferienfahrten als Jüngling und von vielen Streifzügen als junger Maler.

Dieser Freund war Erwin Sylvanus, der im Heimatkalender des Kreises Soest von  1965  Otto Modersohns Schwärmen wie folgt beschreibt:

"Diese Schoneberger Heide bot moorige Striche, Heidegelände und Waldstücke mit einer großen Luftfeuchtigkeit, die den Farben eine warme und auch magische Leuchtkraft schenkte."

Was heute für die Künstler Worpswede bei Bremen ist, sollte eigentlich die Schoneberger-Heide werden. Nur durch einen Zufall entschied man sich für Worpswede.

Wenn es darum geht, die Lippeniederung mit ihren Wiesen zu beschreiben, kann das niemand besser als der Heimatdichter Dr. Heinrich Luhmann, oder der Heimatmaler Dr. Ferdinand Hurten.

Über die hier lebenden Menschen können wir nur sagen, daß es kein besonderer Menschenschlag ist. Schlicht und einfach:

                                                           Hier   leben  W e s t f a l e n !

Bis vor 50 Jahren wurde zu Hause nur plattdeutsch gesprochen. Manche ältere Leute taten sich schwer, wenn sie die hochdeutsche Amtssprache gebrauchen mußten. Nach dem ersten Weltkrieg jedoch meinte man, es könne für die Kinder in der Schule Nachteile haben und versuchte, mit ihnen auch zu Hause hochdeutsch zu sprechen.
 

Die Besiedlung unseres Gebietes hat schon früh stattgefunden.

Die ältesten und bekannten Bewohner waren die Brukteter und Marsen. Sie verschmolzen nach und nach mit anderen germanischen Stämmen unter dem Gesamtnamen "Sachsen".

Bei der politischen Dreiteilung Sachsens in "Ostfalen", "Westfalen" und "Engern" fiel unsere Gegend zu "Westfalen".
Im 13. Jahrhundert wird der Name "Schoneberg im Kirchspiel Ostinghausen" urkundlich erwähnt.
Ebenso trifft man nicht selten auf die Bauernschaftsbezeichnungen "Westholte", "Tochtorp", "Westtorp" und "Nordtorp".

Schoneberger wissen, daß es sich hier um das heutige Ostfeld, Tochtrop, Krimpenland und die Heide handelt.

Der Hof Humbrechting an der Ahse erscheint bereits in einer Urkunde vom 14. März 1229.
1255 spricht man von Gütern im Tochtorpe.

1261 kaufte das Kloster Benninghausen den Hof Westholte. In einer anderen Urkunde heißt es:

"1339 hebbe wy gekofft den Bremeschen hoff to Schoneberge van einem Rydder van Broikhusen.... ". Auf dem Hof wohnte Steffen von Schoneberg und später 1387 Johann von Schoneberghe. 1358 verzichtete der Knappe Wolf, der die Tochter des Ritters von Brockhausen zur Frau hatte, auf seine Anteile. (s.Hömberg)

Die Lage des Bremeschen Hofes kann lt. Schelhasse nicht angegeben werden.

Etwa zur gleichen Zeit gab es einen kleinen Hof im Westholte. Wörtlich heißt es:
".... dyt ist to Westholte genannt dey hoff vor den boemen. Dyssen unsen kleynen hoff hadde under Albert Berse,  " dann folgte 1498 Joh. Berse und darauf Joh. Doek. Als dieser 1577 starb, wurde der Hof an "Gert Lammerdes van Ostinchusen" weitergegeben. (Schelhasse)

Man spricht auch von Rittern in Schoneberg

Ein Ministerialengeschlecht (=Dienstmannen, eine im Fränkischen Reich bevorzugte Klasse von Hörigen, die im 11. Jh. teilweise die Freien überragten und im 13. Jh. freie Ritter wurden) wird wiederholt als "die von Schoneberg" urkundlich genannt.

So z.B. finden wir unter dem 14. März 1229 den Domkanonikus von Paderborn "Ludolfo de Schoneberg" als Zeugen. Zwei Jahre später einen "Reinherr von Schoneberg" als Ministerialen des Grafen von Dassel und am 7. Januar 1290 den "Konrad Edlen von Schoneberg11, ebenfalls in der Eigenschaft eines Zeugen.

Wahrscheinlich können die oben Erwähnten, Steffen und Johann von Schoneberg, ebenfalls den Rittern zugeordnet werden. Eine Kaufurkunde von 1486 läßt vermuten, daß der dort als Käufer eines Bauernhofes (Spiekerhof) in Schmehausen bei Hamm genannte "ehrenhafte Johann von Schonenberg, zur Zeit Freigraf in Heessen und Steinfurt ...." diesem Geschlechte angehört hat.

 

                        Die Schoneberger Heide

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Über die Heide ist schon viel geschrieben und gesagt worden. Sie ist heute leider nicht mehr das Stück unberührte Natur, wie das der Soester Anzeiger in der Nr. 66 von 1961 noch schildern konnte. Noch deutlicher sagt uns dieses die erste Flurkarte aus dem Jahre 1828. Nur vier Häuser lagen direkt am Postweg. Aus der alten Heer- und Poststraße wurde eine "Rennstrecke" für Autos und Motorräder. Das Quaken der Frösche und der Gesang der Nachtigallen gehört kaum noch zu der Romantik der Heide. Vieles ist nicht mehr wie früher, dennoch zieht der Wulfesknapp, der Trimmpfad und die Wandermöglichkeit noch viele Menschen in diese einzigartige Landschaft.

Von Hovestadt kommend fällt dem Besucher zuerst der Judenfriedhof auf. Eine gepflegte Anlage, auf der die Toten der Synagogengemeinde Hovestadt eine würdige Ruhestätte gefunden haben. Der erste "alte Judenfriedhof" liegt nur wenige hundert Meter nördlicher im sogenannten Krähenbrink. Wir finden dort noch einige relativ gut erhaltene Grabsteine aus dem  18. Jahrhundert.

Leider ist uns nicht bekannt, wo ihre Güter in Schoneberg gelegen haben.

Funde jüngerer Zeit lassen eindeutig darauf schliessen, daß es z.B. "Auf dem Althof" in der Flur Schoneberg, etwa gegenüber von Kleinekordt, eine Ansiedlung gegeben hat. Die dort gefundenen Gefäßscherben und abgespaltenen Kieselsteine, - die wahrscheinlich für eine Feuerstelle gebraucht worden sind -, sollen aus dem 9. bis 11. Jahrhundert stammen.

Die letzten Vermutungen sind, daß an dieser Fundstelle noch Grundmauern von großräumigen Gebäuden vorhanden sein müßten.

 

                Gekürzte KAPELLEN- und SCHULGESCHICHTE

                                                           Die alte Kapelle und Schule

                                     

Bereits im Jahre 1320 wird urkundlich erwähnt, daß Schoneberg eine Kapelle hatte, die dem heiligen Johannes Baptist geweiht war.




Schoneberg gehörte schon immer zum Kirchspiel Ostinghausen welches sich erst in jüngster Zeit änderte.

Kurz vor dem 1. Weltkrieg, im Jahre 1912 wurde der Beschluß gefasst, anstelle der noch 1832 "erneuerten" Fachwerkkapelle eine neue, größere zu bauen. Ein Plan war schon bald vorhanden.

                      


Im Jahre 1913 wurde der Grundstein gelegt und es entstand ein schönes Gotteshaus, welches schon mehr als eine Kapelle war.

Was Schoneberger, zusammen mit dem damaligen Lehrer Heinrich Knaden, an Opferfreudigkeit, Stiftungen und Eigenleistungen aufgebracht haben, sollte man niemals vergessen.

Die anfangs noch fehlenden Inneneinrichtungen konnten nach und nach beschafft werden. Es entstand ein würdiges Gotteshaus und man kann noch heute mit Recht stolz darauf sein.

Schützenbrüder, Sängerinnen und Sänger sehen es als ihre Pflicht an, stets dafür zu sorgen, daß unsere "Kirche" innen und außen ein Schmuckstück bleibt. Es zeugt auch von einem großen Idealismus, wenn man den uneigennützigen Einsatz einiger Frauen und Männer betrachtet. Niemals fehlt es an Sauberkeit und Blumenschmuck.  Ihnen  gebührt ein ganz besonderer Dank !

Ursprünglich wurde in der Kapelle an jedem Sonn- und Feiertag und ein bis zweimal in der Woche das heilige Meßopfer gefeiert. Hierbei wurden bis 1933 die Geistlichen unterstützt. Unsere Kapellengemeinde sorgte dafür, daß der Pater am Samstag vom Horner-Bahnhof abgeholt und am Sonntag nach der Andacht wieder zum Bahnhof gebracht wurde. Für Kost und Unterkunft sorgte der jeweilige Lehrer, der auch gleichzeitig Küster war.

Die übrigen Kosten mußten durch Kollekten und sonstige Sammlungen gedeckt werden.

Als 1933 Pfarrer Meesmann die Pfarrei übernahm, kam es zu einer Neuregelung. Der sonntägliche Gottesdienst wurde nun auch von Ostinghausen übernommen. Sonst blieb alles wie bisher.

Seitdem dem Pfarrer kein Vikar mehr zur Verfügung steht, sind leider bei den Gottesdiensten Abstriche gemacht worden. Eine Folge des Priestermangels !

Allein Schoneberg hatte vor dem letzten Krieg vier Studenten der Theologie:

Heinrich Gernhold   * 12.03.11      V 16.07.44

Wilhelm Berglar       * 10.10.15      V 23.06.41

Heinrich Pöpsel       * 25.11.15      V 23.06.44

Peter   Voss             * 30.10.18      V Febr. 45

Der furchtbare Krieg hat sie von uns genommen.

Welch eine Tragik ! 

 

         Die Begegnungsstätte – Unsere frühere Volksschule

Bis zum Jahre 1861 gingen die Kinder von Schoneberg teils nach Ostinghausen und teils nach Hovestadt zur Schule.

Am 21. Mai 1861 beschloß der Gemeinderat, einen Lehrer einzustellen. Er hieß Bernhard-Adam Schulte und unterrichtete ca. 150 Kinder fast 20 Jahre lang mangels Klassenraum in der alten Kapelle.
1880 wurde dann ein Schulgebäude mit einem Unterrichtsraum und einer Lehrerwohnung erstellt.
1892 kam ein zweiter Lehrer und mußte zunächst mit dem ersten den Unterrichtsraum teilen.
1893 konnte ein weiterer Raum angebaut werden. 1904 stockte man das Wohngebäude auf. Es diente als zweite Lehrerwohnung.

So blieb es bis zur Schulneuordnung im Jahre 1972.

1983 konnte die bisherige zweiklassige Schule mit Hilfe von öffentlichen Mitteln, zu einer
B e g e g n u n g s s t ä t t e  umgebaut werden.