Die ehemaligen Rektoratschulen
in Hovestadt und Herzfeld

„In den Gründungsakten der Herzfelder Rektoratschule vom Jahre 1910 wird zur Begründung der Lebensfähigkeit der Schule auf die Hovestädter Rektoratschule, die vom Jahre 1872-1889 bestanden hat, hingewiesen... Die Gründung dieser Schule ist zurückzuführen auf die Herren Hiltermann, Gödde und Biele. Auch zeigten sich die damaligen Ehrenamtmänner Freiherr von Ledebur und Graf von Plettenberg ihr Interesse. Zu den Pionieren einer weiterführenden Bildung auf dem Lande diesseits und jenseits der Lippe gehören die drei Leiter einer Rektoratsschule, die in Hovestadt in den Jahren 1872 bis etwa 1889 bestand" [JANNING 1935, S.4f.].

          K-Karte02

            Montage unterschiedlich verkleinerter Ausschnitte von Katasterkarten aus dem 19. Jahrhundert zur Situation
            des Hovestädter Kirchplatzes und seiner Umgebung. Mitte: Rektoratschule Hovestadt. (Peters, Kleeschulte)

1872-1878
Ihr erster Leiter war der Rektor Dr. theol. Anton Ignaz Kleffner, später Professor und Kapitular in Paderborn. Er starb dort 1914. Lehrer Schulte von Hovestadt und die Kapläne Beining und später Vogtt übernahmen einige Unterrichtsfächer. Als erster Schulraum diente ein Nebengebäude von Grundhoff auf dem jetzigen Kirchplatz von Hovestadt. Ein zweites Klassenzimmer war in der Wohnung des Rektors, jetzt Keimer-Dürrefeld.

1878-1881
Nächster Schulleiter war Rektor Wilhelm Schwarz aus Werl. Er ging anschließend als Rektor nach Olpe. Dort starb er am Schlag.

1881 - 1884
ruhte die Rektoratschule, bis man 1884 in dem Schulamtskandidaten Kirch einen neuen Leiter gewann. Rektor Kirch hatte das Baufach studiert. Trotz schwacher Gesundheit und wirtschaftlicher Not war er ein guter Förderer seiner Schüler. Als er 1889 an Schwindsucht starb, hat man ihm aus Dankbarkeit auf dem Oestinghauser Friedhof ein Denkmal errichtet. Kirchs Tod bedeutete auch das Ende für die Hovestädter Rektoratschule. Seine Impulse wirkten aber in der Rektoratsschule in Herzfeld fort [JANNING 1935, S.5].

Dort haben die Seelsorgegeistlichen vorher und auch später begabte Knaben durch Privatunterricht für  die  mittleren  Klassen  des  Gymnasiums vorbereitet.

Ähnlich schrieb schon Joseph HEROLD in „Die tausendjährige Geschichte des Gemeinwesens Herzfeld" 1886, S.86f:

„Eine Weiterbildung ... und Vorbereitung auf das Gymnasium - mittlere und höhere Klassen - ermöglichten fast immer die Privatstunden der Ortsgeistlichen. Dazu trat als gleiches Bildungsmittel mit dem 12. Oktober 1872 die Rektoratschule zu Hovestadt; dieselbe stand vom genannten Tage bis zum 3. Mai 1878 unter der Leitung des Rektors Ant. Ignaz Kleffner, jetzt Dr. theol. in Paderborn.

Nach ihm führte sie Rektor Wilhelm Schwarz aus Werl von 1878 Mai bis 1881 Februar und von da bis 1. April 1881 der Schulamtskandidat Kirch, der nunmehr- nachdem die Rektoratschule eingegangen [vgl. unten] - zu Herzfeld eine Privatschule unterhält." - Herold überliefert auch die Namen einiger Rektoratschüler, meist sind es angehende „höhere" Studenten der Theologie: Klagges aus Kesseler-Mühle, Schwinde, Franz Willenbrink, Husemann aus Rassenhövel, Heinrich Daniel, Franz Strumann, Bernard Disselkamp, Joseph Herold [s. unten], Franz Römer, Bernard Strumann; außerdem die „niederen" Pädagogen/ innen Severin Daniel, Heinrich Herold, Elisabeth Schwinde, Mina Husemann, Margarethe Sielmann (+1881) und Heinrich Terhaar.

          Zeichn-1

Mit dem schmucken Frontspitz der symetrischen Traufenseite auf die Schloßstraße ausgerichtet, stand das einstöckige Grundhoff’sche Fachwerkhaus im NO- Bereich des jetztigen Kirchplatzes.
Darin befanden sich bis vor 1898 auch die Wohnräume des Leiters und die zusätzlichen Unterrichtslokale der Hovestädter Rektoratschule. 
                                                                                           (Zeichnung: Peters)

In einem wohl um 1910 geschriebenen Herzfelder Bericht-Bruchstück finden sich drei entsprechende Anmerkungen: „In den Jahren von 1872 bis 1889[!] bestand in dem gegenüberliegenden Dorfe Hovestadt eine Rektoratschule. In dieser Zeit haben von Herzfeld und Umgebung studiert: 10 [röm.-katholische] Theologie, 4 Jura, 2 Forstwissenschaft, 8 Philologie, 14 Kaufmannschaft. - Zur Zeit studieren in Herzfeld 20 Söhne und zwar 7 im Privatunterricht, 4 auf der Rektoratschule, 6 auf dem Gymnasium, 3 auf der Universität."

Die von Rektor Kirch 1884 für Hovestadt-Herzfeld[!] eröffnete Privatschule wurde anfangs von 7, später von 15 Schülern besucht [TAPPE 1949, S.25].

„Es haben sich 27 Eltern verpflichtet, ihre Söhne zu Ostern 1910 auf die zu gründende Rektoratschule zu schicken. Zu Ostern 1911 sind 5 weitere Anmeldungen erfolgt und zu Ostern 1912 steigt die Schülerzahl bestimmt auf 38." - Der an der Einrichtung interessierte Chronist räumt ihr gute Chancen ein. - JANNING spricht von 23 Sextanern, mit denen Ostern 1910 der Unterricht beginnt.

Statistische Unterlagen des Kreisarchivs Warendorf bestätigen den ermutigenden Start der privaten Herzfelder Bildungseinrichtung.