Jüdische Friedhöfe in Hovestadt und Umgebung

 

  1. Schoneberg am alten Postweg.
    Wird von dem Spielmannszug Schoneberg instand gehalten.
     
  2. Alter Judenfriedhof “Krähenbrink”. 200m nördlich des Friedhofs zu 1., am Waldeingang.
    Einige Steine stehen noch, mindestens 6-8 liegen flach unterm Gebüsch.
     
  3. Ostinghausen, hinter dem Ehrenmal einige Schritte im Wald.
     
  4. Oestinghausen, links der Strasse Hultrop.
    Flur 23 “Am Judenkirchhof”
     
  5. Herzfeld, links der Strasse von Herzfeld nach Göttingen bei Hof Plassmann.

Jüdischer Friedhof in Schoneberg

Ein Grabstein

Auszüge aus der Ansprache von Wolfgang E. Zollitsch, stellvertretenden Vorsitzendem der Jüdischen Kultusgemeinde Paderborn, über jüdische Vorstellungen zu Friedhöfen - gehalten auf der Feierstunde zur Einweihung des Gedenksteins auf dem jüdischen Friedhof Körbecke am 21. September 2001.

 „Die Ehrfurcht vor dem Leben, dem göttlichen Hauch in unserem Körper, ist Maßstab für die Ehrfurcht vor der Hülle des Lebenshauches, dem Körper.
Nur dieser Lebenshauch, dieser göttliche Lebenshauch, unterscheidet uns von der unbelebten Materie. Auch nach dem Tod gebührt der ehemaligen Hülle diese Ehrfurcht. Deshalb wird der Leichnam mit aller Rücksichtnahme von unserer Sorge getragen, dass er in einem Zustand bleibt, bzw. gegebenenfalls, in einen solchen versetzt wird, der alte negativen Regungen verhindert, z. B., dass er in Verwesung übergeht.
Ein Verstorbener wird gewaschen, bekommt sein Totenkleid angelegt und wird in einen Sarg gelegt, bzw. in ein Tuch gehüllt. Und so stellt sich für diese letzten Dienste bis heute fast überall die "Chewra Kadischa", die "Heilige Vereinigung" oder die Beerdigungsbruderschaft.

Seit ungefähr 1900 Jahren besteht die Regel, dass alle Unterschiede zwischen den Menschen im Leben durch den Tod nivelliert werden. Daher und weil die davor übliche Praxis zum Teil sehr prunkvoller Beerdigungen für die weniger Begüterten beschämend war, wird auf Bescheidenheit sehr großen Wert gelegt.
Z. B. darf der Sarg nur einfachster Machart sein; Vorschrift ist eine einfache Kiste aus ungehobeltem und nicht gefärbtem Holz. Das Totengewand besteht aus einfachem Leinen, das mit großen, groben Stichen zusammengenäht wird. Schmuckgaben sind verpönt; denn was allein als Schmuck in den Tod mitgenommen werden kann, sind die guten Taten, die guten Werke.

Übrigens gehen wir deshalb auch niemals "in Gala" auf den Friedhof; wenn wir einen Friedhof besuchen, sind wir immer mit einiger Zurückhaltung gekleidet. Männer werden in ihren Gebetsmantel gehüllt, dem wenigstens an einer Ecke die "Schaufäden" entfernt wurden.
Und wenn dem Verstorbenen etwas im Sarg beigelegt wird, dann höchstens etwas Erde aus Israel, "Erez Israel", und eventuell -regional ist das unterschiedlich- unbrauchbar gemachte Geräte, die bei der Totenwäsche benutzt wurden.

Der Friedhof selbst wird "Bei Hakwarot" (= Haus der Gräber), öfter aber "Beit Haolam" (= Haus der Ewigkeit), "Bei Hachajim" (Haus des Lebens) oder auf jiddisch "Gutort" (= "Guter Ort") genannt. Vielleicht handelt es sich dabei um Euphemismen, um das unheilvolle Wort "Tod" zu vermeiden. Wichtiger aber ist der Hinweis, dass der Tod, so schmerzvoll auch im Leben der Verlust des Angehörigen sein mag, als von Gott angenommenes Ereignis angenommen wird. Daher wird während einer Beerdigung Hiobs bekannte Ergebenheitsäußerung zitiert:

"Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen,

der Name des HERRN sei gelobt."

Nach Möglichkeit werden die Gräber in West-Ost-Richtung angelegt, so dass das Gesicht des Verstorbenen nach Jerusalem blickt. Ein Grab ist aber nicht entweiht, wenn diese Orientierung nicht vorliegt.

Die Grabsteine, die im allgemeinen nach einem knappen Jahr gesetzt werden, sind gemäß der oben genannten Bescheidenheitsvorschrift meist ebenfalls nicht sehr auffällig gestaltet. Sie enthalten die bürgerlichen und rituellen Namen des Verstorbenen, sein Geburts- und Todesdatum - oft gemäß des jüdischen Kalenders - und gelegentlich einige Worte, die die Verdienste des Toten hervorheben.
Man findet außerdem auf einigen Gräbern bildliche Symbole, die z. B. darauf verweisen, dass hier ein "Levit" oder ein "Cohen", ein Angehöriger der Priesterfamilie, des Priesterstandes, beerdigt ist, oder andere Merkmale. Mit der Beerdigung, die zwar ohne Hast, dennoch aber möglichst bald nach dem Tod stattzufinden hat, beginnt für die nächsten Angehörigen eine Zeit von höchstens einem Monat, bei der sie sich der Trauer hingeben dürfen; gleichzeitig aber sollen sie sich dem Leben und seinen Pflichten langsam wieder zuwenden. Und um sich darin nicht zu sehr zu erschweren, besuchen viele das Grab des Angehörigen erstmals nach etwa zehn Monaten.

Jede Form des Totenkults ist ganz streng verpönt, und es wird alles vermieden, was als solcher aufgefasst werden kann. Man findet deshalb auf unseren Friedhöfen z. B. nur selten und dann nur vorsichtigen Blumenschmuck. Dennoch achten wir unsere Toten, besuchen die Gräber, sprechen an den Gräbern Gebete und passen auch auf, dass sie nicht verwildem. Dennoch sind wir bei der Grabgestattung sehr zurückhaltend.
Häufig kann man auf Grabstätten Steine sehen, die jemand hier niedergelegt hat. Das haben Besucher getan, die zeigen wollen, dass der hier Beerdigte nicht vergessen ist und im Andenken der Lebenden weiterlebt.

Das Judentum kennt selbstverständlich auch die Vorstellung vom "Ewigen Leben". Sie ist Bestandteil unserer 13 Gtaubensgrundsätze, die bei Beerdigungen übrigens auch zitiert werden. Deshalb gilt das Grab als ewige Ruhestätte bis zur Wiederbelebung der Toten am Ende der Zeit. Es gibt daher nicht die Neubelegung eines Grabes nach einer festgelegten Anzahl von Jahren."

(Aus der zur Einweihung des Gedenksteins in Körbecke von Walter E. Lutter zusammengestellten und veröffentlichen Dokumentation.)