In der Festschrift "Unserem Vater Josef Bierhaus zur Vollendung des 100. Geburtstages am 20. März 1975" haben wir viele Daten und Ereignisse aus der Familie und auch das "Kennenlernen sowie die Familiengründung unserer Eltern" geschildert. Auch die Beschreibung des Stammsitzes der Familie Rhode in dem kleinen sauerländischen Dorf Schliprüthen und die Gründung des Herzfelder Zweiges der Rhode-Sippe mit der Pachtung der Kesseler Mühle durch den Ur- Großvater Heinrich Rohde gent. Schliede um 1843/44 fehlt nicht.

Mama erzählte einmal, daß sie nach ihrer Verlobung im Sommer 1912 einige Wochen auf dem Hof der Ur-Großeltern in Schliprüthen verbracht habe. An diese "schöne Zeit im Sauerland" erinnerte sie sich gern. Dieses Gespräch kam uns in den Sinn, als wir im Jahre 1972 im Sauerland Urlaub machten und an einem schönen Sommertag das idyllisch gelegene Dörfchen Schliprüthen besuchten. Es war Mittagszeit, auf der Dorfstraße kein Mensch zu sehen. Die alte romanische Kirche war verschlossen, auf dem nahen Friedhof suchten wir nach der Grabstelle der Familie Rhode. Eine Frau fragte nach unserem Anliegen und sagte zu unserer Überraschung: "Ich bin aus der Familie Rhode-Holeströter, die Familie Rhode-Schliede sind unsere Nachbarn!"

Der schöne Fachwerkhof war leicht zu finden, Frau Rhode mit den heranwachsenden Kindern ließ uns bereitwilligst ein. Nach den ersten Worten der Begrüßung und der Erläuterung unseres Anliegens schickte sie ihren Sohn Franz: "Geh nach oben, hole den Stammbaum aus der Truhe!" - Es war der in den 30er Jahren (von Leo Hümmler, Attendorn) erstellte Stammbaum im schweren Eichenrahmen, mit fast zweihundert Namen aus der weitverzweigten Rhode-Sippe. Eine weitere Ausfertigung des Stammbaumes, der sich im Nachlaß der verstorbenen Tante Toni Rhode befand, wurde uns von unserer in Füssen/Allgäu lebenden Cousine Martha Niedermann geb. Rhode wegen unserer "genealogischen Interessen" geschenkt.

Wir konnten bei einem weiteren Sauerlandaufenthalt im Jahre 1979 die Adressen der Genealogen Josef Lauber aus Fredeburg und Willi Stirnberg aus Schwerte ausfindig machen. Zu unserer großen Überraschung erhielten wir umfangreiche Materialien aus dem "Familien-Archiv Stirnberg - von Schledorn" die den Familienstamm der Schließen im benachbarten Bracht (seit 14-54-) und in Schliprüthen (ab 1512) den Familienstamm der Rhode (Rohde, Rode, Rohe) aus dem nahen Ort Fretter (seit 154-6) und den Bitternhof in Fretter bis zum Jahre 14-53 nachweisen.

In diesen Materialien vertritt der Genealoge Willi Voß aus Fretter im Jahre 1941 in seinem 9-seitigen Manuskript "Geschichtliche Nachrichten über den Schlieden-Hof zu Schliprüthen" die These, daß die Sippe Schliede (Schiede, Siedde, Siede, Sleide, Schleide) nicht von dem Adelsgeschlecht der von Schledorn abstamme, das seit 1350 in Schledorn und später in Serkenrode, Förder und Marpe ansässig war, also keine bäuerlich gewordenen Nachkommen der von Schledorn seien.

Eine weitere 6-seitige Abhandlung eines unbekannten Verfassers ist wohl 1958 in die Hand von W.F. Stirnberg gekommen. Die Abhandlung beinhaltet die Aufzählung von urkundlichen Belegen über das "Schieddengut in Schliprüthen" aus dem Zeitraum von 1454 bis 1847. Es werden Belehnungen und Steuerzahlungen beschrieben, es folgen ein Grundstücksverzeichnis aus dem Jahre 1805 und die im Jahre 1847 durchgeführte Allodifi-cation (Aufhebung der Lehnbarkeit eines Gutes) mit einer Ablösesumme von 38 Reichstalern und 13 Silbergroschen.

Aus dem Nachlaß des bekannten Genealogen K. Hömberg in Münster sind handschriftliche fragmentarische Aufzeichnungen auf 17 Seiten an das "Stirnberg'sche Familienarchiv" im Jahre 1975 gekommen, die den Inhalt der sonstigen Manuskripte noch ergänzen.

Aus dem sehr reichhaltigen Materialien hat der Genealoge W.F. Stirnberg "genealogische Reihen" zusammengestellt, in der die verfügbaren Daten über die Linien der v. Schledorn, der Familie Schliede bzw. Rhode gent. Schliede und der Familie Becker gent. Schliede enthalten sind, so daß sich eine Ahnenreihe ergibt, die bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts reicht und zumindestens seit 1580 lückenlos erscheint.

In einem 24 Seiten umfassenden Manuskript setzt sich der Genealoge Walter Ferdinand Stirnberg im Jahre 1967 mit den Forschungen des Genealogen Willi Voß aus dem Jahre 1941 auseinander und kritisiert u.a. die Behauptung, daß W. Voß "die Richtigkeit seiner Ausführungen mit einer eidesstattlichen Erklärung" abschließt!

W.F. Stirnberg zitiert immer wieder den Bericht von Willi Voß wörtlich und stellt seine Untersuchungen anhand von neueren Veröffentlichungen (u.a. K. Hömberg) und anderen Quellen gegenüber. Den Stammtafeln des W. Voß werden geänderte bzw. ergänzte Stammtafeln gegenübergestellt.

In einzelnen Kapiteln wird die Herkunft der Sleden zu Schliprüthen (Kap. II), die Genealogie der Sleden/Schleden zu Schliprüthen von 1510 bis 1650 (Kap. III u. IV) dargestellt. Sodann untersucht W.F. Stirnberg die Zusammenhänge der Geschlechter von Schledorn zu Serkenrode, Förde und Niedermarpe mit den Schieden zu Bracht und Schliprüthen und ihre Herkunft (Kap. V u. VI). In einer Zusammenfassung kommt W.F. Stirnberg zu dem Schluß, daß das bis 1350 in Oberschledorn ansässige Rittergeschlecht von Schledorn mit dem Übergang der Grafschaft Arnsberg an Kurköln spurlos verschwindet und erst Ende des 16. Jahrhunderts das Geschlecht v. Schledorn im Räume um Schliprüthen wieder auftaucht, ohne daß sich Urkunden über die v. Schledorn in den dazwischen liegenden rd. 250 Jahren vorfinden.

Da in der fraglichen Zeit aber im gleichen Räume ein Geschlecht Schieden im Raum um Schliprüthen existiert, glaubt W.F. Stirnberg, daß beide Geschlechter – v. Schledorn und Schiede- identisch sind und die Schieden somit die genealogische Brücke zwischen den älteren und jüngeren v. Schledorn bilden könnten!

Von der in Fretter ansässigen Familie Rohe ist noch über ein Familiendrama zu berichten, das der Genealoge Willi Voß aus Fretter beschreibt.

Aus einer vorehelichen Beziehung des Johann Rohe vom Rohenhof in Fretter mit einer Tochter der adeligen Familie von Ostentrop- Baldeborn wurde im Jahre 1544 ein Sohn Caspar geboren. Die Mutter starb bald nach der Geburt und hinterließ dem Johann Rohe ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Im Jahre 1546 heiratet Johann Rohe die Anna Bitter vom Bitternhof in Fretter. Nach dem Tode des 1552 verstorbenen Johann Rohe übernahm die Witwe Anna Rohe geb. Bitter die Verwaltung des Rohenhofes, konnte jedoch einen Rückgang der Vermögenslage nicht verhindern. Caspar Rohe hielt es nicht in Fretter, er zog als Landsknecht durch halb Europa. Der Hoferbe Dietrich Rohe heiratet (vor 1577) Anna Trappe vom Trappenhof in Fretter, 1577 wird ein Sohn Johann, 1581 ein weiterer Sohn Dietrich geboren.

Als Caspar Rohe nach Fretter zurückkehrt, verlangt er von seinem Halbbruder Dietrich (I) den Hof, da nach seiner Meinung das Vermögen seiner Mutter den Hof erhalten habe. In einem Streit erschlägt Caspar seinen Halbbruder Dietrich. Vor dem Offizialgericht zu Werl wird Caspar zum Tode verurteilt und 1581 hingerichtet. Die Akte über den Totschlagsprozeß soll im Archiv von Herdringen liegen, eine Einsichtnahme könnte vielleicht noch weitere Einzelheiten des Familiendramas ans Tageslicht bringen.

Doch zurück zur Geschichte der Familie Rhode in Schliprüthen -deren Hofbesitzer bereits in der fünften Generation den Namen Franz tragen- und zu den gemeinsamen Voreltern Caspar Christoph Rohde gent. Schliede (geb. 24.4.1768) und seiner Frau Maria Christine Funke (geb. 5.8.1778) aus Wibbeke. Aus der am 16.10.1798 in Schonholthausen geschlossenen Ehe gingen acht Kinder hervor, die drei Töchter starben im Kindesalter. Der älteste Sohn Franz Ferdinand (geb. 10.1.1799), der am 18.2.1830 die am 27.11.1807 in Schliprüthen geborene Maria Christine Kayser geheiratet hatte, soll den Hof übernehmen. Daher schliessen die Eheleute Caspar Rohde gent. Schliede und Christine geb. Funke einen Erbvertrag mit dem Hoferben über das 33 Parzellen umfassende "Schliden Gut". Franz Rohde übernimmt den Besitz mit der Verpflichtung, seine Eltern bis zu deren Tode unentgeltlich zu unterhalten, neben dem "sonstigen Lebensunterhalte 12 Loth Kaffee zu verabreichen, außerdem jedes Jahr drei Becher Leinsamen einzusäen und den daraus gezogenen Flachs auf seine Kosten weben zu lassen". Außerdem verpflichtet sich Franz Rhode, seine Brüder abzufinden. Für den 1812 geborenen Bruder Caspar sind 80 Thaler, für die weiteren Brüder Heinrich (geb. 1809), Johann (geb. 1815) und Joseph (geb. 1818) sind "siebenzig Thaler Courant" ausgesetzt. Neben den Abfindungen in Geld erhalten die vier Brüder eine "Natural- Ausreidung", bestehend aus "einer Kuh, einer Bettstelle, ein zweischläfiges Bett (Oberbett, Unterbett, Pfühl und zwei Kissen und zwei Bettlaken), einem Koffer, einem Tische, vier Stühle, drei zinnerne Teller, einer zinnernen Schüssel, einem zinnen Napfe, einem dto. Vorleger und drei dto. Löffel".

Unser Ur- Großvater Heinrich Rhode (frühere Schreibweise Rohde) -geb. am 15.7.1809, andernorts am 9.7.1808-, der am 21.8.1858 die in Weringhausen am 13.4.1810 geborene Therese Spanke geheiratet hatte, hatte bereits die Naturalabfindung und 60 Reichstaler erhalten, so daß er "nur noch ein Betrag von 10 Reichsthalern sofort fordern kann".

Den Eheleuten Caspar Rhode verbleiben ausdrücklich die "Actien-Capitalien an Grimme in Allendorf ad 50 Thaler gemein Geld und Erben Caspar Roß in Landenbeck". Die nach dem Tode der Erblasser ggf. noch vorhandenen Capitalien sollen den vier abgefundenen Söhnen Heinrich, Caspar, Johann und Joseph zu gleichen Teilen zufallen.

Aus einem "Auswandererbrief" vom 28.11.1855 wissen wir, daß die Brüder Joseph und Johann in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten auswanderten, in Detroit ihr Glück suchten und sich dort offenbar eine gute Lebensgrundlage schufen. Joseph Rohde fand in den Eisenwerken von Detroit Arbeit, kaufte Land und brachte es "zu gutem Vermögen". Er beschreibt die beschwerliche Seereise seines wohl später nachgekommenen Bruders Johannes, der als "Schneider auf dem Tische sitzt" und nicht "englisch sprechen kann". Offensichtlich hat Franz Rhode in Schliprüthen nach den Aussichten einer Auswanderung gefragt, denn Joseph Rohde lädt ihn und den Bruder Caspar ein, herüber zu kommen, denn es "geht uns hier in Amerika guth, es soll uns nicht wieder einfallen, nach Deutschland zu kommen".

Dieser Auswandererbrief löste bei uns die Suche nach "Verwandten in Amerika" aus, die zwar zu den Adressen von 12 Namensträgern Rohde im Staate Michigan führten, jedoch kein konkretes Ergebnis brachten. In einem "Leserbrief in der Januar-Ausgabe 1980 des Westfalen-Spiegel" wurde dieser Auswandererbrief teilweise abgedruckt. Professor Dr. Wolfgang Helbich, der mit einer "Arbeitsgruppe Auswandererbriefe" an der Ruhr-Universität Bochum sammelte und auswertete, hat in der im Luchterhand-Verlag 1985 erschienenen Broschüre "Amerika ist ein freies Land... - Auswanderer schreiben nach Deutschland" den Brief des Joseph Rohde auf S. 62 zitiert.

Der Auswandererbrief ist damals wohl zur Kenntnisnahme an den in Kesseler sitzenden Bruder Heinrich gekommen und fand sich im Nachlaß der Familie Rhode. Heinrich Rohde -später nennt er sich Rhode- ist vermutlich bereits nach seiner Heirat in den Dienst der in Lenhausen sitzenden Familie von Plettenberg getreten, denn seine ältesten Kinder Franz und Maria wurden in Lenhausen geboren. Zu Ostern 1844 zieht er mit seiner Familie ins Münsterland, wo er in Kesseler die Mühle mit einer Gaststätte auf Grund eines Pachtvertrages mit dem Reichsgrafen von Plettenberg in Hovestadt übernimmt.

Diese Mühle -erstmals urkundlich 1507 "in molendio Ketzeler" erwähnt-, soll schon bei der Schenkung des Hofes Kesseler durch den Paderborner Bischof Meinwerk an das Kloster Abdinghof im Jahre 1031 bestanden haben. Die Willkommschatzung des münsterischen Bischofs Conrad II. Graf von Rietberg von 1498 weist als Schatzungspflichtige die "Frau (uxor) des molners to kesler" aus.

Heinrich Rohde legte bei der Übernahme des Mühlen- und Gaststättenbetriebes ein Anschreibebuch an. Das Buch -Pappeinband mit braun marmorierten Papier, dunkelbrauner Lederrücken- im Format 21 x 17 cm enthält 12 Seiten Büttenpapier mit dem Wasserzeichen "Propatria", 22 Blätter sind später nachgebunden.

Auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels steht vermerkt: "Notiz Buch für Heinrich Rohde", die erste Eintragung datiert vom 2. April 1844. Die Handschriften des Heinrich Rohde, seiner Söhne Franz und Georg und die Schrift unserer Großmutter Maria Rhode geb. Hunke füllen 60 eng beschriebene Seiten. Das Notiz- und Anschreibebuch enthält Notizen über Lieferungen von Bier zu 1/4- oder 1/2 Ohm (1 Ohm = 137,4 Liter) durch Biele in Hovestadt, durch Schwarze und Haukenbäker aus Herzfeld wird Branntwein geliefert und teilweise durch Gegenlieferungen "Öhlschlage-Lohn, Bokelohn, Lieferung von Schweinekorn, Gerste in Berliner Scheffel-Maß, Schelmehl (Graupen?) und Mengkorn" ausgeglichen.

Viele Namen von "Anschreibern" aus Herzfeld und Hovestadt sind verzeichnet, der Ausgleich erfolgt oft erst am Jahresende. In der Jahresrechnung des größten Geschäftspartners Haukenbäker (1844-1872) aus dem Jahre 1848 über 115 Reichstaler 24 Silbergroschen 6 Pf. erscheint eine Kuh im Werte von 32 Rtlr. 15 Sgr., in der Jahresrechnung von 1850 eine Kuh zu 21 Rtlr., in der Rechnung für 1851 werden zwei Kühe zu je 27 Rtlr. 7 Sgr. und 6 Pf. berechnet.

Auf zwei Seiten des Anschreibebuches wird das "Kalben der im Stalle stehenden drei bis vier Kühe" zwischen 1862 und 1902 verzeichnet. Die Kühe trugen Namen wie: "Bunte, Schimmel, Rote, Buntkop, Härte, Schwarze, Braune, Griese, Aelteste und Große Gelbe". Im Jahre 1864 notiert Franz Rhode "für dieses Jahr der Leinkuchen pro 100 Stück 9 1/2 Rtlr. und 160 Oelkuchen zu 12 Rtlr. 24- Sgr.; auch werden Lieferungen von 38 bzw. 55 Pfund Kaffee und 38 bzw. 50 Pfund 'Reiß' notiert.

Die Aufnahme von Kostgängern steht zwischen solchen Notizen; so ist 1853 "Fritz Buskötter bei uns in Kost getreten, 1864 Schmerge in Kost genommen".

Der Pachtbetrieb des Heinrich Rhode ernährt nicht nur die große Familie -in Kesseler werden noch sieben Kinder in den Jahren 1844 bis 1859 geboren-, der Müller und Gastwirt betätigt sich schon 1850 als "Bankier" und leiht seinem Pachtherrn 400 Rtlr. zu 4% Zinsen, die erst 1881 zurückgezahlt werden. Zwischen 1850 und 1867 werden 20 Darlehen gegen Schuldschein mit einem Gesamtbetrag von etwa 3100 Rtlr. ausgeliehen, rückfließende Gelder zeitweise bei den Sparkassen in Hovestadt und Beckum angelegt. Da einige Darlehen erst nach vielen Jahren zurückgezahlt werden, sind in den Jahren 1870 bis 1879 nur noch kleinere Ausleihungen seines Sohnes Franz notiert.

Auf der letzten Seite des Notizbuches stehen die familiären Vermerke des Heinrich Rohde, die mit seiner Eheschließung beginnen: "Donnerstag, den 21. Febr. 1838 erhilt ich Heinrich Rohde aus Schliprüthen die Tresia Spanke aus Weringhausen zur Frau zu Schönholthausen". Es folgen die Namen und die Geburtstage der neun Kinder, von denen vier im Kindes- bzw. Jugendalter starben.

Ur- Großvater Heinrich Rohde starb am 16. Juli 1862, von anderer Hand steht eingetragen: "Mittwoch, l6ten Juli 1862 starb unser seliger Vater". Seine Frau Theresia überlebte ihn dreizehn Jahre, die Eintragung im Notizbuch lautet: "Freitag, 22. October 1875 starb unsere selige Mutter, 26. Octb. Beerd(igung)".

Der älteste Sohn Franz , am 21, Juni 1839 in Lenhausen geboren, heiratet am 4. September 1872 die am 4. Januar 1853 in Herzfeld geborene Tochter des Landwirts und Zimmermanns Franz Hunke. Franz Rhode -die Schreibweise des Familiennamens ändert sich endgültig- setzt die Eintragungen im Notiz- und Anschreibebuch seines Vaters ab 1872 fort, offensichtlich hat die Mutter den Betrieb zum Zeitpunkt seiner Hochzeit übertragen. Eine im Nachlaß befindliche Benachrichtigung des Grundbuchamtes Beckum vom 16. Juli 1874 vermerkt im Grundbuche von Herzfeld Band V Blatt 19 in der Flur B Haus-, Hof und Gartenflächen zur Grosse von 22 ar und 23 qm. Der Erwerb dieses Besitzes ist wahrscheinlich bereits durch seinen Vater erfolgt; die Mühlenanlage zwischen Kanal und Lippe gelegen, ist weiterhin vom Reichsgrafen von Plettenberg-Lenhausen in Pacht. Franz Rhode findet in den Jahren 1865, 1872 und 1874 seine Schwestern Maria, Lisette und Agnes mit dem "Kindestheil im Werte von je 510 Thlr. ab", die z.T. in bar oder in Naturalien gegeben werden. Die Brautkleider -vermutlich die gesamte Leibwäsche und Kleiderausstattung- sind mit 105, 125 und 148 Thlr. notiert.

Franz Rhode benutzt eine Seite des Notizbuches für die familiären Ereignisse und schreibt: "Mittwoch, den 4. September 1872 erhielt Ich Franz Rhode die Maria Hunke zur Ehefrau in Herzfeld". Darunter sind mit je einer Zeile vermerkt: Donnerstag 26. Februar 1874 Ein Sohn geboren, Franz. Samstag 4. März 1876. Eine Tochter geboren, Elisabeth. Montag, 15. Mai I876 ist Tochter Elisabeth gestorben. Mittwoch 4. April 1877. Eine Tochter geboren, Franziska. Dienstag 15. Juli 1879. Ein Sohn Georg geboren zu Keßler. Montag 28. November 1881 geb: 22.1.82 gest: C. Hermann. Montag 30. December 1882. Rosina geboren. Donnerstag 17. September 1885. Ida geboren. Die Familienchronik schließt mit dem Vermerk: "Samstag 20. August 1887 starb unser seliger Vater, Beerd. 23. Aug." Franz Rhode hinterläßt bei seinem Tode fünf Kinder im minderjährigen Alter; der älteste Sohn Franz ist gerade 13 1/2 Jahre alt und noch schulpflichtig.

Der jüngste Bruder des Verstorbenen, Johann Georg Rhode, geboren am 22. Juli 1859, erlernt ebenfalls das Müllerhandwerk und tritt am 9. November 1881 der 2. Compagnie 1. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 13 in Münster ein. Er wird am 24.12.1882 zum Gefreiten befördert und am 23. September 1883 "zur Disposition nach Keßeler, Kreis Beckum" entlassen. Sein Militärpaß enthält Reserveübungen in den Jahren 1884, 1887 und 1890.

Am 1. August 1888 heiratet Georg Rhode die Witwe seines vor einem Jahr verstorbenen Bruders. Im Notizbuch vermerkt er auf einer gesonderten Seite:

"Mittwoch den 1. August 1888 erhielt Ich Georg Rhode die Witwe Franz Rhode geb. Hunke zur Ehefrau in Herzfeld. Montag 6. Mai 1889. Eine Tochter geboren, Agnes Donnerstag 7. Juli 1892. Eine Tochter geboren, Catharina." Schon am 18. August 1895 stirbt unser Ur- Großvater Georg Rhode in Kesseler. Unsere Großmutter, überall unter dem Namen "Oma Rhode" bekannt, führt Mühle und Gaststätte zunächst mit Hilfe ihres 21-jährigen Sohnes weiter. Am 3. März 1896 stellt sie ein Gesuch um Befreiung ihres Sohnes Franz vom Militärdienst. - Franz Rhode heiratet im Jahre 1903; seine Aussteuer hat 878 Mark gekostet.

Mit der Notiz: "Am 25. Dezember 03 ein kleiner Prinz angekommen", enden die Eintragungen im Notizbuch des Heinrich Rhode...

 

Bei einem weiteren Besuch in Schliprüthen im Jahre 1985 trafen wir den Landwirt Franz Rhode mit seiner Frau und den inzwischen erwachsenen Hoferben Franz an. Die Familie zeigte sich sehr interessiert und so berichteten wir über die genealogischen Forschungen der Sippe Rhode/Rohde gent. Schliede und schenkten ihnen Kopien der Manuskripte von W.F. Stirnberg.

Der Hof Rhode-Schliede ist 125 Morgen groß, davon sind 80 Morgen Wald. Es sind etwa 50 Morgen zugepachtet, z.T. aus dem Besitz der benachbarten Familie Rhode-Holeströter. Wir konnten den Erbvertrag vom Jahre 1840 kopieren, weitere Urkunden oder Schriftstücke sind wohl bei dem Abbruch des alten Hauses vor dem II. Weltkrieg verloren gegangen. Auf der Tenne konnten wir auf einem wieder eingefügten alten Balkenstück lesen: "Eheleute Franz Rhode und..."

Bei einem Aufenthalt im Sauerland sollte man nicht versäumen, im Stammhaus der Familie Rhode / Rohde-Schliede in Schliprüthen anzuklopfen, man wird herzlich aufgenommen...

...Und bei einer Fahrt nach Oesterreich oder ins Allgäu bittet Martha Niedermann geb. Rhode um einen Besuch in dem wunderschön gelegenen Hopfen am See, Panoramaweg 18 (Tel. 08362 6393); Martha kann das Münsterland nicht vergessen und kann von ihren Kindheitstagen in der Kesseler Mühle berichten...